Die Schönheit im Vergänglichen sehen
- silviaascher

- 12. Apr. 2021
- 2 Min. Lesezeit
Die Schönheit im Vergänglichen zu sehen, gerade an Tagen an denen ich mich nicht in meiner Kraft fühle. Tage an denen ich den Zahn der Zeit an mir nagen spüre und jeder der in etwa in meinem biologischen Alter ist, weiß wovon ich spreche. Tage an denen ich aufgrund meiner Stimmung eher dazu neige das Glas halb leer zu bewerten, als halb voll. Tage an denen andere immer mehr können als ich und ich eher meine Unfähigkeit in den Vordergrund stelle, als all die wunderbaren Talente, die in mir und in jedem von uns schlummern. Und genau an diesen Tagen verblüht die Blume, wie auf dem Bild. Öffnet sich ganz, zeigt ihr Innerstes, zeigt ihre Verletzlichkeit und damit auch ihre Schönheit. Genau in dem Moment begreife auch ich die Schönheit an meiner eigenen Vergänglichkeit und Verletzlichkeit. Begreife, dass es genau diese Tage sind, die mich wachsen lassen. Dass es dieser Blick auf die Natur ist, der mich reifen lässt und mich zu meiner Bestimmung führt. Dass es diesen Blick auf die Vergänglichkeit braucht um zu erkennen das die Zeit drängt, wir nicht ewig Zeit haben, nichts auf später verschieben sollten. In diesem Zusammenhang fällt mir immer die japanische Kunstbewertung „wabi sabi“ ein. Ein Begriff der eigentlich nicht wörtlich übersetzbar ist und den ich durch das Studium meiner Tochter kennengelernt habe. Wabi Sabi bedeutet soviel wie die Kunst im Vergänglichen zu sehen. Wabi für sich steht für elend, einsam und verloren. Ganz genauso wie ich mich fühle, wenn ich nicht in meiner Kraft bin – aus welchen Gründen auch immer – vielleicht hab ich mir zu viel zugemutet, zu viel im Außen gefischt, statt in mich hineinzuhorchen. In Verbindung mit Sabi allerdings, das für alt sein, Patina zeigen, über Reife verfügen steht, entsteht etwas ganz Neues. Nicht das Suchen nach Perfektion, weder in sich noch bei sich. Sondern das Erkennen und Entdecken des Unscheinbaren – den Zauber des bemoosten Felsens genauso wie die Zartheit der knorrigen Kiefer. Die Schönheit und den Wert im Vergänglichen, im Unperfekten zu sehen. Jede Falte in unserem Gesicht, jede Delle in unserer Haut erzählen eine Geschichte. Erzählen von den Tagen, die es uns schon gibt auf dieser Welt und die uns zu dem machen was wir sind – einzigartig. Lasst uns viel öfter einen Wabi Sabi Tag einlegen. Mit offenen Augen durch die Welt gehen und das Unperfekte „feiern“ – in der Natur und natürlich auch in uns selbst. Sei in der nächsten Woche bewusst weniger kritisch mit dir, wenn etwas nicht perfekt ist, nicht so wie du es gerne hättest und freue dich an das Wabi Sabi in dir.







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